Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz, die ChatGPT oder ähnliche KI-Tools nutzen wollen, ist es wichtig, klare Richtlinien zu haben. Unser KI-Leitfaden soll zeigen, wie KMU-Mitarbeitende im Alltag am besten mit KI-Tools umgehen können. Der Leitfaden geht über rechtliche und ethische Punkte hinaus und gibt praktische Tipps zur Anwendung in der Praxis.
Wir von der NORDFABRIK AG arbeiten jeden Tag mit KI-Tools und verwenden sie bei unserer Arbeit. Der Leitfaden basiert darauf, wie wir mit KI-Tools arbeiten und welche Erfahrungen wir dabei jeden Tag machen.
Ob auf unserem Smartphone, auf Streamingplattformen wie Netflix oder in sozialen Netzwerken – Künstliche Intelligenz (KI) begegnet uns in vielen Bereichen des Alltags. Dieser Leitfaden konzentriert sich auf die Anwendung von KI-Tools, die darauf abzielen, unseren Arbeitsalltag zu verbessern und zu vereinfachen.
Künstliche Intelligenz (kurz: KI oder auch AI) bezeichnet das Bestreben, Maschinen wie Computer und Roboter, mit der Fähigkeit auszustatten, Aufgaben zu erledigen, die menschliche Intelligenz erfordern. Dazu gehören das Verstehen von Sprache, das Erkennen von Mustern, das Lernen aus Erfahrungen und das Treffen eigenständiger Entscheidungen.
In der Schweiz nutzen auch KMUs KI-Tools zunehmend, um ihre Produktivität zu steigern, Arbeitsabläufe zu optimieren und innovative Lösungen anzubieten. Künstliche Intelligenz gilt daher als weit mehr als ein blosser Hype. Laut dem NZZ KMU-Barometer 2023 erwarten drei Viertel der Firmenchefs, dass der Einsatz von KI in ihren Branchen erhebliche Chancen mit sich bringen wird. Zudem sind mehr als 60 Prozent der Meinung, dass KI-Tools sie innerhalb der nächsten fünf Jahre dazu bewegen werden, ihr Geschäftsmodell zu überarbeiten, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Künstliche Intelligenz ist ein äusserst umfassender Begriff, welcher sämtliche Anwendungen und Arten von KI-getriebenen Systemen und Tools beinhaltet. Besonders im Rampenlicht stehen derzeit Systeme wie ChatGPT, DALLE-3, Suno und viele mehr. Diese Tools brillieren mit der Fähigkeit, Inhalte wie Text, Bilder, Lieder und mehr anhand von Eingabeaufforderungen (auch Prompts genannt) zu erstellen. Diese Kategorie der KI nennt man "Generative KI".
Stand jetzt konzentrieren wir uns bei NORDFABRIK AG auf den Einsatz von solchen generativen KI-Tools. Dieser Leitfaden fokussiert sich daher spezifisch auf dieses abgegrenzte Gebiet.
Das KI-Tool ChatGPT hat die Welt seit dem Release im November 2022 im Sturm erobert und hatte im Februar 2024 bereits über 1,6 Milliarden Aufrufe pro Monat. Darum, und weil es viele der im unteren Abschnitt erwähnten Anwendungsfälle beherrscht, gehen wir hier gesondert auf das Tool ein. Beim Einsatz generativer KI-Tools wie ChatGPT ergeben sich zahlreiche Fragen: Wie bediene ich diese Tools? In welchen Bereichen können sie unterstützen, und wo sind ihre Grenzen? Wie identifiziere ich die relevanten Anwendungsfälle? Dieser Abschnitt sollte diese und mehr Fragen für Sie beantworten.
ChatGPT ist ein von OpenAI entwickelter Chatbot, der natürliche menschliche Sprache versteht und darauf individuelle Antworten geben kann. Nutzern können dem ChatBot in alltäglicher menschlicher Sprache Befehle geben, die ChatGPT mit einem tief fundierten Wissen innerhalb von Sekunden ausführt. Das Wissen stammt aus einem riesigen Katalog aus Trainings-Daten, auf welche die Technologie präzise zugreifen kann.
Um ChatGPT nutzen zu können, müssen sie zuerst auf der OpenAI-Website einen Account erstellen. Danach können Sie ChatGPT in der Gratis-Version bereits nutzen. Wichtig ist aber zu beachten, dass einige im Leitfaden beschriebene Funktionen nur in der bezahlten Version verfügbar sind. Die bezahle Version von ChatGPT können Sie hier kaufen. Sobald Sie einen Account mit Ihrer gewünschten Lizenz eröffnet haben und eingeloggt sind, kann es losgehen.
So starten Sie eine ChatGPT-Konversation:
Öffnen Sie die Website: https://chat.openai.com/
Ein neues Chat-Fenster öffnet sich automatisch.
Geben Sie im unteren Teil des Fensters ihre Frage oder Anweisung ins Eingabefeld ein (siehe Punkt 4 im Screenshot unten)
Senden Sie Ihre Eingabe ab, um die Antwort von ChatGPT zu erhalten.
Chatten Sie auch nach Erhalt der ersten Antwort weiter und kommen Sie in eine Konversation herein, um ChatGPT weiterführende Aufgaben oder Fragen zu stellen.
Die wichtigsten Elemente des ChatGPT-Interfaces erklärt: 1) Eingabefeld für Ihre Anweisungen 2) Konto-Einstellungen 3) Vergangene Konversationen 4) Liste von Custom GPTs
Übersicht über bisherige Unterhaltungen
Auf der linken Seite des Chat-Fensters sehen Sie eine Liste Ihrer bisherigen Dialoge (siehe Punkt 3 im obigen Screenshot). Diese können Sie jederzeit einsehen, fortsetzen oder darauf zurückgreifen, um frühere Antworten erneut zu betrachten.
Präzise Eingaben für bessere Ergebnisse
Die Qualität der Antworten von ChatGPT hängt stark von der Präzision Ihres Prompts ab. Formulieren Sie Ihre Aufgabenstellungen und ihr gewünschtes Endprodukt von ChatGPT klar und detailliert. Je genauer der Prompt, desto präziser und nützlicher sind die generierten Antworten. Um die Interaktion mit ChatGPT zu verfeinern, können Sie sich das so genannte Prompt Engineering zunutze machen. Dies umfasst Techniken zur Optimierung der Prompt-Struktur, welche effektivere und präzisere Antworten hervorrufen soll. Wir von der NORDFABRIK bieten speziell dazu Schulungen an, um Ihnen das optimale Formulieren von Prompts beizubringen.
Benötigen Sie Beratung rund um KI und ChatGPT? Gerne helfen wir Ihnen dabei, Ihre Business-Ziele mit KI zu optimieren.
Generative KI bietet aufgrund ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten grosse geschäftliche Potenziale für KMUs. Das Identifizieren von relevanten und effektiven Anwendungsfällen für ein individuelles Unternehmen kann jedoch zu Beginn eine Herausforderung darstellen. Sie können diesen Prozess systematisch angehen, in dem Sie die folgenden Schritte befolgen:
1. Analyse der Geschäftsprozesse
Beginnen Sie mit einer gründlichen Untersuchung Ihrer Prozesse in Schlüsselbereichen wie Marketing, Kundenservice und Sales. Zeichnen Sie Ihre Prozesse in den einzelnen Schritten auf, um Teilbereiche zu identifizieren, wo KI zum Einsatz kommen könnten.
2. Identifizierung von Schmerzpunkten
Sammeln Sie Daten und Feedback Ihrer Mitarbeitenden, um Ineffizienzen und Herausforderungen innerhalb der aktuellen Abläufe zu erkennen. Während diesem Schritt können Sie und Ihre Mitarbeitenden sich folgende Fragen stellen:
Wo verbringen Sie die meiste Zeit während des Arbeitstages?
Welche Aufgaben empfinden Sie als besonders repetitiv oder eintönig?
Gibt es Aufgaben, bei denen Fehler besonders riskant oder kostspielig sind?
Welche Art von Daten müssen Sie häufig analysieren und wie verarbeiten Sie diese derzeit?
Wo treten in Ihrer Organisation typischerweise Flaschenhälse auf? Weshalb?
Welche Informationen müssen Sie oft abrufen und wie schwierig ist es, sie zu finden?
3. Erkundung der KI-Potenziale
Erkunden Sie die vielfältigen Möglichkeiten generativer KI im Bezug auf Ihre Prozesse. Probieren Sie danach, Überschneidungen der Möglichkeiten von generativer KI und Ihren spezifischen Teilprozessen herauszukristallisieren. Berücksichtigen Sie dabei stets zentrale Aspekte wie Datenschutz-Compliance und die Machbarkeit der Implementierung neuer Prozesse. Ziel ist es, realistische Einsatzmöglichkeiten für Ihre Prozesse zu identifizieren, die echten Mehrwert bieten.
4. Prototypen und Tests
Starten Sie Pilotprojekte zum Aufbau und Testing der neuen Prozesse. Bleiben Sie hier laufend mit den internen Stakeholdern im Austausch, sammeln Sie Feedback und werten Sie dieses aus, um die Ansätze kontinuierlich zu verfeinern und anzupassen.
5. Skalierung
Nach erfolgreichen Tests und Anpassungen können sie die neuen Prozesse dokumentieren und diese ausrollen. Zentral ist hier, dass betroffene Mitarbeitende anhand von Schulungen in die neuen Prozesse eingeführt werden. Fachpersonen sollten in dieser Einführungsphase nahe bei Ihren Mitarbeitenden sein und bei Fragen oder Schwierigkeiten zur Verfügung stehen.
Bei der NORDFABRIK sind wir uns der Herausforderungen und des Zeitaufwands bewusst, die mit der Überarbeitung von Prozessen verbunden sind. Daher bieten wir spezielle Workshops an, die Ihre Firma bei der Implementierung von KI-Technologien führt und begleitet.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI-Tools ist essenziell. Es ist wichtig, dass Mitarbeitende dazu angehalten werden, die von ChatGPT und Co. gelieferten Antworten nicht ohne Weiteres zu akzeptieren, sondern diese kritisch zu prüfen. Die menschliche Überprüfung und Bestätigung der Informationen ist dabei unverzichtbar.
Unsere eigenen Tests und Analysen haben wiederholt aufgezeigt, dass Diskrepanzen bei Fakten, Daten und Zahlen auftreten können. Selbst ChatGPT weist darauf hin, dass Irrtümer möglich sind und wichtige Informationen stets einer Überprüfung bedürfen: ChatGPT can make mistakes. Consider checking important information (Quelle: ChatGPT). Daher empfehlen wir, KI-Tools nicht für Aufgaben zu verwenden, die eine exakte Faktenprüfung erfordern. Stattdessen gibt es viele andere Bereiche, in denen KI effektiv eingesetzt werden kann. Diese Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools werden im Folgenden detailliert beschrieben.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, ChatGPT und andere KI-Tools täglich in der Arbeit einzusetzen. Im Folgenden bieten wir Ihnen eine Liste von Bereichen an, in denen wir den Einsatz von KI-Tools selbst praktizieren oder empfehlen würden. Diese Liste ist keinesfalls umfassend, sondern dient vielmehr als Orientierungshilfe und Empfehlung.
KI-Tools können den Entwicklungsprozess für Softwareentwickler erheblich optimieren, indem sie Code analysieren, Fehler identifizieren und Lösungsvorschläge für individuelle Probleme bieten. So können Entwickler:innen effizienter arbeiten und sich auf komplexere Aufgaben konzentrieren. Routineaufgaben wie das Schreiben von Boilerplate-Code, Testing und Debugging können teilweise automatisiert werden, was die Produktivität steigert. Zudem kann KI eingesetzt werden, um bestehende Codebasen zu analysieren und Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Beispiel 1:
Automatisches Generieren von einfachem Code (empfohlenes Tool: GitHub Copilot)
Beispiel 2:
Automatischen Code-Überprüfung und Fehlerbehebung (empfohlenes Tool: DeepCode)
KI-Tools eignen sich hervorragend für jenste Aufgaben im Marketing. Wir bei NORDFABRIK setzen verschiedene KI-Tools für folgende Aufgaben ein:
Ideenfindung für Kampagnen (empfohlenes Tool: ChatGPT)
Ideenfindung für Blogs und Social-Media-Beiträge (empfohlenes Tool: ChatGPT)
Erstellung von Strukturen für Social-Media-Kampagnen und Blogs (empfohlene Tools: ChatGPT, Jasper)
Zusammenfassung von komplexen Sachverhalten (empfohlenes Tool: ChatGPT)
Erstellung von Bildern für die Website (empfohlenes Tool: Midjourney)
Erstellung von Musik für Videos (empfohlenes Tool: Suno)
Verfassen von ersten Textentwürfen für Landingpages und Newsletter (empfohlenes Tool: Jasper)
Automatisierung von Routineprozessen (empfohlenes Tool: Zapier mit OpenAI Integrationen)
KI-Tools können Journalisten unterstützen, indem sie beispielsweise Rohfassungen von ersten Texten feinpolieren, gegenlesen und auf Ebene von Sentiment und Grammatik nützliches Feedback liefern können. Auch Trendanalysen für neue Newsartikel und schnelle Beschaffung von Informationen sind relevante Use-Cases für Journalismus. Auch in dieser Branche kann so die Zeit der Journalist:innen besser und wertvoller genutzt werden, während KI-Tools zeitaufwändige Routineaufgaben übernehmen.
Beispiel 1:
Automatisches Transkribieren und Zusammenfassen von Interviews (empfohlene Tools: ChatGPT, Otter.ai)
Beispiel 2:
Erstellung von ganzen Artikeln basierend auf stichwortartigen Daten und Informationen (empfohlenes Tool: ChatGPT)
Der Einsatz von Tools wie ChatGPT eignet sich hervorragend zur Unterstützung beim Kundenservice und Support. Chatbots und virtuelle Assistenten können eingesetzt werden, um häufig gestellte Fragen (FAQs) zu beantworten und First-Level-Support zu leisten. So gewinnen Sie für Ihre Mitarbeitenden Kapazitäten und verkürzen zugleich für Kunden Wartezeiten. Dies hilft dabei, die Kundenzufriedenheit zu erhalten oder gar zu erhöhen.
Beispiel 1:
Erstellen Sie ein KI-getriebener Chatbot, der mit ihren firmeneigenen Anweisungen trainiert ist und so auf der Website für Kunden First-Level-Support bieten kann (empfohlenes Tool: Botpress)
Beispiel 2:
Erstellen Sie spezifische FAQ-Sektionen für Ihre Website (empfohlenes Tool: ChatGPT)
KI-Tools können Kundendaten analysieren, um personalisierte neue Strategien zu entwickeln, die die Wahrscheinlichkeit eines neuen Leads erhöhen. So kann durch Hilfe von KI eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Sales und Marketing erreicht werden.
Routineaufgaben wie das Ausfüllen von Formularen, die Erstellung von Angeboten oder das Aktualisieren von Kundendatenbanken können automatisiert werden, wodurch Sales-Mitarbeiter mehr Zeit für den Kundenkontakt haben. Zudem kann, wie oben beschrieben, KI in der Kundenbetreuung eingesetzt werden, um häufig gestellte Fragen zu beantworten und somit den Kundenservice zu unterstützen.
Beispiel 1:
Erstellen Sie eine personalisierte Version einer Produktebroschüre für einen spezifischen Lead (empfohlenes Tool: ChatGPT)
Beispiel 2:
Erstellen und trainieren sie einen Custom GPT, in welcher der GPT die Rolle des Leads einnimmt und Sie so Verkaufsgespräche trainieren und simulieren können (empfohlenes Tool: Custom GPT mit ChatGPT)
KI Tools für die schnelle und genaue Übersetzung kann besonders für exportorientierte KMU ein Vorteil entstehen. Nutzen Sie KI-Tools zur Übersetzung von Dokumenten oder zur vereinfachten Kommunikation mit Kunden in verschiedenen Sprachen.
Beispiel 1:
Übersetzen Sie mit Inhalte für Ihre Landingpages in Ihre gewünschten Sprachen
(empfohlene Tools: DeepL)
Beispiel 2:
Wenden Sie die Tone & Voice Ihrer Firma auch bei fremdsprachlichen Inhalten an
(empfohlene Tools: ChatGPT)
Wie oben beschrieben können KI-Tools eine grosse Anzahl von Daten auswerten und somit Einblicke in zukünftige Kundenwünsche und -bedürfnisse liefern. KI kann Designvorschläge auf Basis von Leistungsparametern und Benutzerfeedback generieren. KI-Tools können zur Ideenfindung und Innovationsentwicklung beitragen, indem sie bei der Formulierung neuer Konzepte und bei der Lösungssuche unterstützen. Neue Trends können mithilfe von Medien und Publikationen analysiert werden. KI kann grosse Mengen an Ideeneinreichungen verarbeiten und die vielversprechendsten für eine Weiterverfolgung herausfiltern.
Beispiel 1:
Erstellen Sie anhand von spezifischen Eingaben Inhalte für Moodboards oder Produkte-Skizzen (empfohlene Tools: Midjourney oder DALLE-3)
Beispiel 2:
Analysieren sie Feedbacks von Trendumfragen und generieren Sie Ideen zur Optimierung Ihres Produktes
(empfohlenes Tool: ChatGPT)
Die Autoren Anders Humlum und Emilie Westergaard haben in ihrer Studie 100’000 Personen in Dänemark bezüglich der Nutzung von ChatGPT befragt. Die Studie, die im April 2024 veröffentlicht wurde, zeigt, dass ChatGPT in einem technologisch fortschrittlichen Land wie Dänemark weitgehend akzeptiert wird. Insbesondere jüngere und weniger erfahrene Arbeitskräfte setzen ChatGPT häufig ein. In der Studie wurde festgestellt, dass Frauen ChatGPT weniger häufig einsetzen als Männer in denselben Berufen. Als Barrieren für die weitere Verbreitung werden Nutzungseinschränkungen und der Bedarf an Weiterbildungen genannt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Softwareentwickler mit einer Häufigkeit von 79% am stärksten auf ChatGPT zurückgreifen. Danach folgen Marketingfachleute, Journalist:innen und IT-Support-Mitarbeitende. Eine detaillierte Tabelle mit der Nutzung nach Berufsgruppen finden Sie hier:
Quelle: Studie 2024
Obwohl generative KI-Tools unzählige Einsatzmöglichkeiten bieten, gibt es Szenarien, in denen wir deren Einsatz nicht empfehlen oder zumindest besonders sorgfältig abgewogen werden sollte. Hier finden Sie einige wichtige Aspekte, wo wir den Einsatz von KI-Tools Stand heute nicht empfehlen können:
In Situationen, die ein hohes Mass an Empathie, persönlichem Kontakt, emotionalem Verständnis oder moralischer Beurteilung erfordern, können und sollen KI-Tools menschliche Fachkräfte nicht ersetzen.
Bei Entscheidungen, die erhebliche Sicherheitsrisiken bergen oder schwerwiegende rechtliche bzw. ethische Konsequenzen haben können, wie zum Beispiel bei gerichtlichen Urteilen, empfehlen wir die KI nicht.
In Bereichen, die gesetzlich streng reguliert sind oder in denen der Datenschutz kritisch ist, sollten KI-Tools nur mit Vorsicht und unter strenger Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen eingesetzt werden.
Wie oben erwähnt ist KI nicht fehlerfrei. Dies kann sowohl auf die Funktionsweise der Tools, aber auch auf mangelnde oder veraltete Daten der Tools zurückzuführen sein. Ist Ihre Firma in einer Nische tätig oder muss sich auf so aktuelle Daten wie möglich verlassen, ist der Einsatz von KI nicht ratsam, da Ergebnisse ungenau oder verzerrt sein können.
In Bereichen wie Überwachung und Profiling, bei denen der Einsatz von KI zu ethischen Bedenken führen kann, sollte von einem Einsatz abgesehen oder zumindest eine sehr gründliche ethische Prüfung vorgenommen werden.
Jeder Verwender:in von KI-Tools hat sich sicherlich bereits die folgenden Fragen gestellt:
Welches Recht gilt im Zusammenhang mit KI?
Dürfen wir dieses Tool nutzen?
Was müssen wir tun, um dieses Tool nutzen zu dürfen?
Welche Daten dürfen wir in KI-Tools eingeben?
Wer ist Urheber eines KI-generierten Bilds/Videos?
Verstosse ich gegen das Urheberrecht, wenn ich ein KI-generiertes Bild verwende?
Alexander Stübi von Domenig & Partner Rechtsanwälte AG, mit denen wir in rechtlichen Angelegenheiten zusammenarbeiten, schätzt nachfolgend wesentliche Fragestellungen rechtlich ein, die uns im Umgang mit KI im Arbeitsalltag häufig begegnen.
In der Schweiz sind die geltenden Gesetze auf den Einsatz von KI-Systemen wie KI-Tools anwendbar. Dabei ist unter anderem an das Datenschutz- und an das Urheberrechtsgesetz zu denken.
Es ist jedoch auch noch eine weitere Regulierung zu beachten. Der AI Act der EU wird demnächst in Kraft treten. Dabei handelt es sich um eine umfassende Regulierung. Der AI Act hat auch Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen, die KI-Systeme anbieten oder nutzen, selbst wenn sie nicht in der EU ansässig sind.
Ein möglicher Anwendungsfall liegt vor, wenn Schweizer Unternehmen die vom System hervorgebrachten Ergebnisse bzw. den Output mit Wirkung auf Personen in der EU verwenden (z.B. eine Marketingkampagne mit KI-generierten Inhalten für Interessenten in Deutschland)
Bei der Beantwortung der nachfolgenden Fragen ist zu beachten, dass diese nicht allgemein beantwortet werden können, sondern es sehr stark auf die Umstände des Einzelfalls ankommt.
Es kommt, wie so häufig, darauf an. Grundsätzlich ist es mit gewissen Vorkehrungen möglich, den Output von KI-Systemen für die Website und die Mitarbeiterzeitung zu verwenden. Es gilt der Grundsatz: Was ohne KI nicht erlaubt ist, ist auch mit KI nicht erlaubt.
Aus rechtlicher Sicht sind auch bei KI-Texten insbesondere Nutzungsrechte, Urheberrechte und mögliche Rechte Dritter zu beachten. KI-Systeme dürfen insbesondere nicht dazu genutzt werden, um fremde Werke ohne Erlaubnis der Rechteinhaber zu kopieren oder nachzuahmen (mit gewissen Ausnahmen). Dies in der Praxis sicherzustellen, ist nicht ganz einfach.
Falls der EU-AI-Act anwendbar ist, muss auch dessen Einhaltung sichergestellt werden.
Es kommt, wie so häufig, darauf an. Grundsätzlich darf der Output von KI-Systemen, wie ein KI-Bild, für die Website oder ein Plakat verwendet werden. Auch hier gilt der Grundsatz: Was ohne KI nicht erlaubt ist, ist auch mit KI nicht erlaubt. Allerdings müssen dabei insbesondere Nutzungsrechte, Urheberrechte und mögliche Rechte Dritter beachtet werden. Dies nach Generierung eines KI-Bilds in der Praxis sicherzustellen, ist nicht ganz einfach. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass KI-Bilder grundsätzlich nicht urheberrechtlich geschützt sind und somit auch von der Konkurrenz verwendet werden könnten.
Falls der EU-AI-Act anwendbar ist, muss auch dessen Einhaltung sichergestellt werden.
Während menschliche Schöpfungen durch das Urheberrecht geschützt sind, ist die Anwendbarkeit dieses Schutzes auf den Output von KI-Systemen, wie KI-Texte oder KI-Bilder, umstritten. Zwar wird diskutiert, ob ein kreativer Input möglicherweise ein urheberrechtlich schutzfähiges Werk hervorbringen kann. Grundsätzlich ist jedoch davon auszugehen, dass viele KI-Texte und KI-Bilder keinen urheberrechtlichen Schutz geniessen und quasi 'niemandem' gehören. Um dem Vorwurf einer urheberrechtlichen Nachahmung entgegenzuwirken und umgekehrt seinen KI-Text oder sein KI-Bild urheberrechtlich zu schützen, kann es helfen, den KI-Text oder das KI-Bild nur als Ausgangspunkt zu verwenden und noch weiter abzuändern (der Input, der Output und die Abänderungsbemühungen sollten zudem dokumentiert werden).
Falls der EU-AI-Act anwendbar ist, muss auch dessen Einhaltung sichergestellt werden.
KI-Bilder dürfen grundsätzlich verkauft werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass durch den Verkauf der generierten Bilder nicht gegen Nutzungsrechte, Urheberrechte oder Rechte Dritter verstossen wird. KI-Bilder geniessen grundsätzlich keinen urheberrechtlichen Schutz, was umgekehrt bedeutet, dass keine Exklusivität gewährleistet ist. Das bedeutet, dass Ihre Mitbewerber theoretisch Ihre KI-Bilder bearbeiten und für ihre eigene Kommunikation verwenden oder sie auch 1 zu 1 verwenden können.
Falls der EU-AI-Act anwendbar ist, muss auch dessen Einhaltung sichergestellt werden.
Auch hier kommt es darauf an. Falls der KI-Song nicht gegen Nutzungsrechte, Urheberrecht oder Rechte Dritter verstösst, darf ein solcher Song eingesetzt werden. Besonders problematisch ist es, wenn man das KI-System beispielsweise anweist, einen Song im Stil eines Künstlers zu generieren.
Falls der EU-AI-Act anwendbar ist, muss auch dessen Einhaltung sichergestellt werden.
Es besteht die Möglichkeit, KI-Bots wie beispielsweise den ChatGPT-Bot von der eigenen Website auszuschliessen. Warum sollte man das tun? KI-Bots durchsuchen Websites und speichern deren Daten in externen Datenbanken. Dies geschieht ohne jegliche Gegenleistung und dient dazu, dass die KI-Modelle lernen können. Falls Sie dies nicht wünschen, weil Sie Ihr Know-How nicht kostenlos zur Verfügung stellen möchten – zum Beispiel wenn Sie eine Nachrichtenplattform betreiben –, können Sie diese Bots ausschliessen. Einige grosse Websites praktizieren dies bereits, wie die Auswertung von Originality.ai zeigt:
Viele Menschen stehen grösseren technologischen Veränderungen, wie der Einführung von KI-Tools zunächst skeptisch gegenüber. Diese Skepsis kann viele verschiedene Gründe haben: Unsicherheiten, ethische Bedenken, unvollständige oder sogar falsche Informationen, oder auch das Phänomen der Technophobie (Angst vor zu schnellem technologischen Fortschritt). Es ist wichtig zu betonen, dass diese Skepsis sowohl menschlich, als auch wichtig ist und daher auch so zu behandeln ist. Wie erwähnt, bietet KI eine grosse Chance für unsere KMU-Landschaft. Wir haben die positive Erfahrung gemacht, dass eine aktive Förderung einer KI-Kultur dabei hilft, die Mitarbeiter zu sensibilisieren und vielleicht auch dafür zu begeistern. Hier finden Sie Ansätze, die sich bei uns oder unseren Kunden zur Förderung einer positiven KI-Kultur als zielbringend gezeigt haben:
Eine grundlegende Aufklärung über die Funktionsweise, Potenziale und Risiken von KI-Tools ist entscheidend. Dies hilft, Ängste abzubauen, ein tieferes Verständnis für die Technologie zu schaffen und auch einen offenen und produktiven Dialog zum KI-Thema zu ermöglichen. Mitarbeitende sollten ermutigt werden, Fragen zu stellen, Bedenken zu äussern und Vorschläge zu machen.
Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, KI-Tools wie ChatGPT auch im Alltag einzusetzen. Auf diese Weise gewöhnen sich die Mitarbeitenden an den Umgang mit den Tools und werden für das Thema sensibilisiert. Einige einfache Beispiele für private Anwendungen sind: Ausflugsziele entdecken, individualisierte und kreative Gutenachtgeschichten für Kinder verfassen, Rätsel für Kinder erstellen lassen, Rezeptideen basierend auf einem Foto des Kühlschranks-Inhaltes entwickeln und vieles mehr.
Investieren Sie in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden im Bereich KI. Dies schliesst nicht nur die Nutzung spezifischer Tools ein, sondern auch das Verständnis für die dahinterstehenden Technologien und deren gesellschaftliche Auswirkungen.
Viele negative Ersterfahrungen mit KI resultieren aus unausgereiften Eingaben oder Prompts. Ein Grundverständnis dafür, wie man effektive Prompts formuliert, kann die Qualität der Interaktionen mit der KI deutlich verbessern. Denken Sie dabei an die Erklärung einer spezifischen Aufgabe für einen völlig neuen Arbeitskollegen: Wie würde man die jeweilige Ausgangslage, das Problem, die Anforderungen und das gewünschte Endergebnis klar darlegen? Wie strukturiere ich diese Informationen klar und pädagogisch? Dieses Denken können Sie genauso bei ChatGPT-Eingaben anwenden.
Auch bei Matthias Binswanger, einer der renommiertesten Schweizer Ökonomen, ist generative KI ein Thema. Er diskutierte deren Auswirkung auf die Schweizer Wirtschaft im Tagesgespräch beim SRF am 18. April 2024. Laut Binswanger beeinflusst KI nicht nur Konsumentscheidungen, sondern auch die Investitionsentscheidungen von KMU. Anhand KI-basierter Auswertung von riesigen Mengen an Daten wird versucht, stets bessere wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. So entstehen beispielweise smarte Wohnhäuser, smarte Verkehrssysteme und viel mehr, die viele bestehende Probleme effizient Lösen. Doch meint er auch, dass sich daraus auch eine Abhängigkeit bilden kann. Diese Abhängigkeit resultiert daraus, dass Algorithmen von KI-Systeme einer «Black Box» gleichen und Entscheidungen auf Basis hochkomplexer Strukturen treffen, die dem menschlichen Verstand weit überlegen und oft nicht mehr nachvollziehbar sind.
Arbeitsplätze werden laut Binswanger ebenfalls verloren gehen, doch auch für ihn ist die genaue Zahl unklar. Zudem wird angesichts der Komplexität der KI auch die Bürokratisierung zunehmen, was wiederum viele neue Arbeitsstellen in der Verwaltung schaffen könnte. Als Beispiel hierfür führt Binswanger das neue Datenschutzgesetz an. Im Kern vertritt Binswanger die Ansicht, dass die KI die Wirtschaft weiter optimieren wird, jedoch auch eine neue Ebene- die Abhängigkeit des Menschen von der KI - dazukommt.
Hören Sie sich hier das ganze Gespräch an: Tagesgespräch SRF (17.04.2024)
Gerne helfen wir Ihnen dabei, Ihre Business-Ziele zu verwirklichen. Lassen Sie uns in einem Erstgespräch Ihre Bedürfnisse und Herausforderungen besprechen – natürlich komplett unverbindlich.